Ob ein Kühlschrank selbstständig Milch nachbestellen sollte, darüber lässt sich streiten. Dass sich die digitale Vernetzung sinnvoll und clever in der Logistik einsetzen lässt, ist bereits Alltag. In der CleanTruck Reihe “Internet der Dinge” stellen wir Ihnen verschiedene Unternehmen und StartUps vor, die mit Hilfe von Technologie die Logistik besser, schneller und zuverlässiger gestalten.
SBB Cargo testet Güterbahnen mit intelligenten Waggons
Die Schweizer Eisenbahngesellschaft SBB arbeitet gemeinsam mit Bosch Engineering an der Entwicklung von «Asset Intelligence»-Systemen für den Schienengüterverkehr. Dabei geht es im Kern darum alle Detailinformationen über die Waggons und deren Ladung in Echtzeit überall zur Verfügung zu haben.
Vielzahl von Sensoren
Die Grundlage für intelligente Waggons bildet eine Armee von Sensoren: Kontaktsensoren, Temperatursensoren, GPS-Empfänger, Bewegungssensoren, usw.
Damit diese Sensoren zu einem «smarten» System zusammenwachsen können, müssen sie kommunizieren: Sie sind mit winzigen Recheneinheiten gekoppelt, welche die Sensordaten auswerten und über Mobilfunk an eine Zentrale übermitteln.
Bosch nennt sein System AMRA: «Asset Monitoring for Railway Applications». Es beinhaltet im Wesentlichen folgende Sensor-Typen:
Erschütterung-Sensoren. Diese messen Stärke, Häufigkeit und Position von Erschütterungen.
Raumklima-Sensoren, welche Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen.
Geo-Tracking. Damit wird die Laufleistung der Waggons gemessen. Die Anzahl gefahrener Kilometer ist bei Eisenbahn-Waggons genau gleich wie bei Automobilen maßgebend für Wartungsintervalle.
Geofencing: Gekoppelt mit GPS-Tracking ist es möglich, einen Alarm auszulösen, wenn ein Waggon ein vorher festgelegtes Gebiet verlässt.
Tür-Sensoren. Diese übermitteln den Zustand der Türen: offen oder geschlossen. So haben Diebe keine Chance, unbemerkt einzudringen.
Nutzen der intelligenten Waggons
Was bringt das Aufrüsten von Eisenbahnwaggons mit IoT wirklich? Einfache Antwort: viel! Hier einige Anwendungsbeispiele:
Stoßdetektion: Das Transportunternehmen verfügt über präzise Informationen darüber, welchen Erschütterungen das Transportgut ausgesetzt wurde – und welchen nicht. Wenn der Kunde über Transportschäden klagt, kann das Cargo-Unternehmen lückenlos nachweisen, wie viele Stöße in welcher Stärke die transportierte Ware tatsächlich erlitten hatte.
Ladegutüberwachung: Beim Transport verderblicher Ware kann das System automatisch Alarm schlagen, wenn voreingestellte Grenzwerte für Temperatur oder Luftfeuchtigkeit überschritten bzw. unterschritten werden. Dies ermöglicht es dem Cargo-Unternehmen, sofort einzugreifen und Transportschäden zu vermeiden.
Wartungsintervalle: Die Laufleistung wird lückenlos erfasst, sodass man rechtzeitig Wartungsarbeiten einplanen kann.
Geolokalisierung: Wo ist mein Zug abgeblieben? Zwar dürfte sich diese Frage in der heutigen Zeit nicht mehr allzu oft stellen. Dennoch ist es von Vorteil, wenn man die Position eines jeden Waggons metergenau in Echtzeit bestimmen kann.
Ankunftsalarm: Das System kann voreingestellte Nachrichten auslösen, wenn die Zugkomposition das Ziel erreicht. Möglich macht dies das Geofencing.
Wer weiß – vielleicht werden dank der intelligenten Waggons völlig neue Konzepte möglich, an die wir heute noch gar nicht denken? Warten wir es ab. Spannend bleibt die Entwicklung der Logistik-4.0 mit IoT-Anwendungen auf jeden Fall!